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Tapeten Räume Farben


Wie wichtig die Gestaltung von Innenräumen ist, wurde am Symposium des Verbandes Schweizerischer Handelsfirmen für Tapeten und Wandbekleidungen (VST) und der Schweizerischen Vereinigung für die Farbe (Pro Colore) deutlich, das am 18. Juni 2004 unter dem Titel „Tapeten, Räume, Farben“ an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Zürich stattfand. Es wurde aber auch klar, dass es für den Erfolg von Produkten klare Kommunikationsstrategien braucht.

Erfolgreiche Kommunikationsstrategien nutzten die Veranstalter des Symposiums bereits, drängten sich doch gegen 200 interessierte Teilnehmerinnen und Teilnehmer in den Saal. Sie wurden gleich zu Beginn von einer ersten Überraschung beeindruckt: Mittels sechs Beamern wurden die zwei zwanzig Meter langen und sechs Meter hohen Längswände im 20-Sekunden-Takt gleichsam "neu tapeziert". Diese Installation richtete Urs Esposito, dipl. Arch. ETH/SIA ein. Prof. Axel Venn, Farb-, Trend- und Ästhetikberater sowie Autor von zahlreichen Tapetenbüchern aus Blieskastel (D), startete den Vortragsreigen pointiert und mit viel Witz. Er erläuterte "Philosophisch-Psychologisches zur Innenwand". Axel Venn glaubt, dass sich Gestaltung in Zukunft mehr mit Fragen der Philosophie als mit der Ästhetik beschäftigen wird und wünscht sich generell mehr Interdisziplinarität bei der Produktgestaltung. Venn provozierte zudem mit der Forderung nach geschlechtsspezifischer Gewichtung im Design.

Mit dem Referat "Von der ersten Idee zur fertigen Kollektion" gab Bernhard Holzapfel, Chefdesigner Rasch Tapeten AG (D) und Gewinner des ersten EU-weiten Wettbewerbs für Tapetendesign, Einblicke in die Arbeit eines Top-Designers. Bernhard Holzapfel setzt seine Reiseerlebnisse in Design um und nutzt die Möglichkeiten der Computer gestützten Bildbearbeitung und des Digitaldrucks. Dabei bilden oftmals Fotografien, die er mittels Verzerrungen verfremdet, die Basis seiner Entwürfe.

Einen "Tapetenwechsel - aber subito!" wünschte sich Hardy Konzelmann von der Henkel & Cie. Schweiz. In seinem Referat erklärte er dem Fachpublikum, dass es mit den richtigen Produkten, einer guten Vorbereitung und nicht zuletzt mit der nötigen Professionalität möglich ist, einen Tapetenwechsel tatsächlich subito zu bewerkstelligen. Dadurch bestehe die Chance, dass die Tapete wieder zum eigentlichen Trendartikel werde.

So richtig farbig wurde es dann bei Anita Walker, dipl. Farbgestalterin FH und Partnerin bei Truecolour, Luzern. Ihr Thema war "RAL 9010: Die unendliche Geschichte". Walker bedauert, dass wir im Umgang mit Farbe eine Unbekümmertheit entwickelt haben, die leicht in Beliebigkeit mündet. Dem Thema Farbe werde im Bauprozess kaum Aufmerksamkeit geschenkt. Dabei würden doch Farben eine unglaubliche Wirkung auf das menschliche Wohlbefinden haben.

Andrej Kupetz vom Rat für Formgebung, Frankfurt, wartete mit einem Referat zum Thema „Zukunftswände - Zukunftswandel“ auf. Er fordert die Innenraum-Branche dazu auf, aktiv über das zu kommunizieren, was sie zu bieten hat. Klare Strategien seien nötig. Erfolg versprechend sei die Lancierung von Marken, die Bedeutungswelten schaffen und Identifikationsmuster anböten. Auch Produkte, die vom Konsumenten fertig gestellt werden könnten, würden grosse Attraktivität besitzen.

Der Vortrag "Revolutionäre Chance für die Tapetenbranche" von Dr. sc. nat. Walter Caseri, Privatdozent und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Polymere an der ETH in Zürich, wurde mit Spannung erwartet. Tatsächlich ist es lediglich eine Frage der Zeit, bis farbige und rollbare elektronische Papiere auf den Markt kommen. Diese Errungenschaft wird auch das Gebiet der Wandbekleidung revolutionieren. Tapetenmuster könnten dabei je nach Anlass verändert und Farbtöne und Helligkeit optimal auf einen Raum abgestimmt werden.

"Die Hotel- und Gastroszene aufs Tapet gebracht" hat anschliessend Pia Maria Schmid, Architektur- und Designbüro, Zürich. Ja, sie brachte es auf den Punkt: „Es ist die Anonymität in Hotelzimmern, die einem schaudern lässt.“ Mit einer gelungenen persönlichen Gestaltung könnte aber ein Hotelzimmer ein „Paradies auf Zeit“ werden. Denn Tapeten haben eine grosse Gestaltungskraft.

Nach Abschluss der Referate fand eine Podiumsdiskussion statt, die von Urs Esposito geleitet wurde. Urs Esposito führt ein eigenes Architekturbüro in Zürich und arbeitet am Labor Architektur der Stadt der ETH. Die weiteren Teilnehmer waren Christoph Ackeret, Architekt ETH/SIA, MBA, Partner Immobilien Investitions-Management, Colliers CSL, Zürich; Dieter Buhmann, dipl Volkswirt, Geschäftsführer Marketing und Vertrieb, Marburger Tapetenfabrik (D); Anrej Kupetz, Geschäftsführer Rat für Formgebung, German Design Council (D); Anita Simeon, Chefredaktorin "Umbauen+Renovieren", Archithema Verlag AG, Dietikon; Prof. Axel Venn, Farb-, Trend- und Ästhetikberater (D). Fazit der Diskussion war das Folgende: Gebäude haben nicht nur Aussenwände, sondern auch Innenwände, die gestaltet werden wollen. Die fünf Fachleute, von denen die einen mehr für das Aussen, die anderen mehr für das Innen zuständig sind, waren sich dabei in wichtigen Punkten erstaunlich einig: man muss miteinander kommunizieren und man sollte miteinander zusammenarbeiten. Erst dann wird ein Produkt erst richtig gut, erst dann entsteht ein gelungenes Ganzes. Und alle waren überzeugt: die Tapete hat ein gutes Potenzial und es ist wichtig, sich wieder intensiv mit ihr auseinander zu setzen.

Beim anschliessenden Apéro, der von Bernasconi, Boden-Decke-Wände, sowie der Wirz Tapeten AG, beide Zürich, offeriert wurde, konnte das Gehörte nochmals erörtert und diskutiert werden. Oder man konnte sich an einer Ausstellung mit drei Meter hohen Panellen mit Exponaten verschiedener Top-Designer im Treppenhaus und im Vestibül, oder aufgrund der aufgelegten Tapeten-Kollektionen über die Vielfalt der Tapetenmaterialien informieren. Ein Hinweis auf die Möglichkeit einer modularen Ausbildung zum Maler/Tapezierer VST/smgv rundete das Rahmenprogramm ab.

Das Interesse an dieser Veranstaltung war gross und die Reaktionen überaus positiv, wie die folgenden Kommentare stellvertretend für viele andere beweisen:

„Beeindruckend, was VST und pro colore an diesem Tag auf die Beine gestellt haben! Wie schön wäre es doch, wenn für die Tapete auch andernorts und öfters so wirksame Kongresse durchgeführt werden könnten.“ Dieter Buhmann, Marburger Tapetenfabrik

„Sie haben eine überzeugende Veranstaltung inszeniert; dafür mein Respekt und meine Bewunderung. Sie haben es grossartig verstanden, den Tag qualitätsvoll zu gestalten. Eine tolle Leistung ist es auch, 200 Besucher zu bewegen.“ Prof. Axel Venn, Design-Management

“It was my pleasure to be present in Switzerland. I wanted to congratulate on the good organisation and the pleasant ambiance that was created. I thank you for having me at the symposium. It brought me a lot of new questions and it opens up a lot of opportunities!” Suzy Jansen, Arte International, Tapetenfabrik

„Ich fand es prima. Alles war toll organisiert und es hatte gute Beiträge. Kompliment auch für die grossartige Stimmung.“ Anita Theresia Walker, dipl. Farbdesignerin

Teilnehmerspiegel:

Inneneinrichter: 18 %
Maler 15 %
Studenten/Lehrkörper 14 %
Farbgestalter/Designer 14 %
Architekten 11 %
Tapezierer-Ausbildner 6 %
Diverse 7 %
sowie acht Medienvertreter

Die Vorträge zum Download:
Vortrag von Prof. Axel Venn, Farb- Trend- und Aesthetikberater
Vortrag von Bernhard Holzapfel, Chefdesigner Rasch Tapeten AG
Vortrag von Hardy Konzelmann, Henkel & Cie.
Vortrag von Anita Walker, dipl. Farbgestalterin FH
Vortrag von Andrey Kupetz, Rat für Formgebung, Frankfurt
Vortrag von Dr. sc. nat. Walter Caseri, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Inst. für Polymere, ETH
Vortrag von Pia Maria Schmid, Architektin

Podiumskiskussion