Ein Wiener in Amerika
Als junger Mann, im Alter von 26 Jahren zog der in Wien geborene Rudolf Michael Schindler 1914 von Österreich nach Amerika, wo er sich zunächst in Chicago niederliess. In Zusammenhang mit seinem Studium der Architektur an Otto Wagners Akademie der bildenden Künste wurde Schindler Mitglied von Adolf Loos´ Bauakademie. Loos war es denn auch, der Schindler dazu riet, nach dem Studium nach Amerika überzusiedeln. Adolf Loos selber war bis 1896 während drei Jahren in den Vereinigten Staaten unterwegs, wo er sich als Gelegenheitsarbeiter unter anderem auch als Maurer, Bauzeichner und Parkettleger durchschlug; Bei seinem Aufenthalt besuchte er aber auch die Weltausstellung in Chicago und zeigte sich später von der Arbeit von Frank Lloyd Wright sehr beeindruckt. Nachdem Schindler einige Jahre bei Ottenheimer, Stern und Reichert ? einem mässig ambitionierten Chicagoer Architekturbüro - gearbeite hatte, konnnte er 1918 zu seinem grossen Vorbild F.L. Wright in sein Büro nach Taliesin wechseln. Nach einem kurzen Abstecher nach Chicago wurde Schindler von Wright 1921 für die Bauleitung des Hollyhock House nach Los Angeles geschickt ? kurz darauf eröffnete er dort ein eigenes Büro und blieb bis zu seinem Tod im Jahre 1953 in Kalifornien.
Rudolf M. Schindler war einer der ersten europäischen Architekten, welche die amerikanischen Architektur der zwanziger, dreissiger und vierziger Jahren massgeblich geprägt hatten ? entgegen anderen Exponenten blieb ihm aber beispielsweise die Teilnahme an der von den Ausstellungskuratoren Henry-Russell Hitchcock und Philip Johnson organisierten Ausstellung zum Internationalen Stil im Jahre 1932 und in der Folge erhielt er auch nicht die selbe Aufmerksamkeit, wie dies seinen teilnehmenden Kollegen, wie Richard Neutra, beschieden war. Schindler selbst war gut befreunden mit ebenfalls aus Wien stammenden Neutra (ab 1923 in den Vereinigten Staaten) und arbeite Mitte der zwanziger Jahren mit ihm zusammen, unter anderem am Wettbewerbsentwurf für den Völkerbundpalastes in Genf 1927. Tatsächlich war es auch so, dass Schindler sich massgeblich von anderen, der moderne zugewiesenen Architekten unterschied: er schien die Zeit genutzt zu haben, die er durch seine frühe Emigration nach Amerika gewonnen hatte ? Neutra und William Lescaze kamen in den zwanziger, Albert Frey, Mies van der Rohe, Walter Gropius und Marcel Breuer erst in den dreissiger Jahren in die Vereinigten Staaten. So konnte er nichts mit der Begeisterung seiner Kollegen für die Industrialisierung, Massenproduktion und das Maschinenzeitalter anfangen, statt dessen lehrte er den American Way of Life durch rege Teilnahme am Gesellschaftsleben der Filmmetropole Los Angeles ? unterstützt durch seine Frau und souveräne Gastgeberin Pauline und seinem einladenden Haus an der Kings Road in West Hollywood ? kennen und entwickelte aus diesem Bild seine zahlreichen expressiven und individualistischen Projekte.
Das soeben bei Hatje Cantz erschienen Buch zu R.M. Schindler dokumentiert in umfassender und sauber recherchierten Weise in Form von fünf Aufsätzen und zahlreichen Bildern das Leben und Werk des Architekten, ohne eben die Person Schindlers von seiner Arbeit isoliert zu betrachten, gewährt das Buch doch zum Teil detaillierte Einblicke in das Privatleben im Kings Road House in Hollywood.
R.M. Schindler - Bauten und Projekte
2001, Hatje Cantz Verlag, Ostfildern
Hrsg. Michael Darling, Elizabeth A. T. Smith. Text von Michael Darling, Kurt
G. F. Helferich, Elizabeth A. T. Smith, Robert Sweeny, Richard G. Wilson.
284 Seiten, 265 Abbildungen, davon 107 farbig, 158 in Duplex, 22,9 x 28 cm,
Leinen mit Schutzumschlag, sFr. 123.-, ISBN 3-7757-1006-X
www.hatjecantz.de
Ausstellungen: Museum of Contemporary Art, Los Angeles, 25. Februar bis 3.
Juni 2001; National Building Museum, Washington D.C., 29. Juni bis 7. Oktober;