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Phasenmodell SIA 112

Die Coronakrise und der Krieg in der Ukraine treiben mit erhöhten Baumaterial- und Energiepreisen die Inflation weiter an und der richtige Zeitpunkt jedes der Bauherrschaft oder der Bevölkerung zur Bewilligung vorgelegten Planungs- oder Baukredites ist von grosser Wichtigkeit, um Preisänderungen korrekt ausweisen zu können.
Der SIA (Schweizer Ingenieur- und Architektenverein) hat für die Planung von Bauprojekten ein detailliertes Phasenmodell (SIA 112) entwickelt, um eine grössere Planungssicherheit zu erreichen und Nachtragskredite zu vermindern.

Vereinfacht erklärt, funktioniert dieses Phasenmodell so:

• aus Visionen werden Bedürfnisse
• aus Bedürfnissen werden Aufgaben
• aus Aufgaben werden Lösungsansätze
• aus Lösungsansätzen werden Konzepte
• aus Konzepten werden Machbarkeitsstudien
• aus Machbarkeitsstudien werden Projektierungskredite
• aus Projektierungskrediten werden Vor- und Bauprojekte
• aus Vor- und Bauprojekten werden Baubewilligungen/Bauentscheide
• aus Baubewilligungen/Bauentscheiden werden Baukredite
• aus Baukrediten werden Ausführungsprojekte
• aus Ausführungsprojekten werden geglückte Resultate

Nur wenn diese Phasenübergänge gut kommuniziert werden, können an den Projekten zum richtigen Zeitpunkt und ohne grosse Kostenfolgen inhaltliche Korrekturen vorgenommen und die Resultate entsprechend verbessert werden.
Gerade öffentliche Projektentwicklungen bedingen einen seriösen Planungsprozess und dieser kann nicht verkürzt werden.

Meiner Meinung nach ist die Einbindung der Bevölkerung in die Siedlungs- und Infrastrukturentwicklung eine wichtige Basis, um günstiger und mit weniger Konflikten und Leerläufen von Visionen zu sinnfälligen Resultaten zu kommen. Bis heute konnte die unaufgeforderte Partizipation der Bevölkerung oft nur über Leserbriefe oder an Gemeindeversammlungen stattfinden. Die Mitsprache der Bevölkerung ist aber wichtig, da nur so neue Sichtweisen in den Meinungsbildungsprozess einfliessen und allenfalls zu Perspektivenwechsel und Projektverbesserungen führen können.
Für die Feinjustierung von Projektentwicklungen sowohl im Tiefbau als auch im Hochbau sind solche Inputs der Bevölkerung zwingend notwendig und die Feedbackmöglichkeiten sollten deshalb ausgebaut werden.
Viele Gemeinden brauchen hierfür eine Anpassung ihrer Webseite. Sie sollte Auskunft geben über den Planungsstand (timeline) von Bauvorhaben mit bereits getroffenen und noch ausstehenden Entscheiden, resp. Abstimmungen und der Möglichkeit zur Partizipation in Form von Kommentaren, Wünschen oder Verbesserungsvorschlägen.
Auf der Homepage sollte ersichtlich sein, wann welches Planungsbüro welche Machbarkeitsstudie ausarbeitet, ein Wettbewerb ausgeschrieben wird und in welchem Zeitraum ein Projekt an einer Gemeindeversammlung traktandiert wird.

Fortschrittliche Gemeinden machen Ihre Planungsprozesse bereits öffentlich wie z.B.
mach-mit.pratteln.ch
ortsplanung-zug.ch
schnittstelle-stadt-quartiere.ch

22. August 2022, Urs Esposito Dipl. Arch. ETH/SIA