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ulmer modelle

Die Hochschule für Gestaltung, Ulm (HfG) war in der Zeit ihres Bestehens von 1953 bis 1968 eine der wichtigsten zeitgenössischen Design-Schulen, die Studierende aus aller Welt anzog. Ihre spezielle Methodik hat als „ulmer modell“ international die Ausbildung von Designern geprägt. Die Ausstellung im Stadthaus Ulm nimmt den 50. Jahrestag der Gründung zum Anlass, die Arbeit der Studierenden und Dozenten in bislang so nie gezeigter Bandbreite zu dokumentieren. Das HfG-Archiv, eine Abteilung des Ulmer Museums, erarbeitet diese Schau. Hans-Dieter Schaal, international bekannt als Architekt und Bühnenbildner, gestaltet die Ausstellungsarchitektur.

Die Gründer Inge Scholl und Otl Aicher, beide aus Ulm, sowie der Schweizer Max Bill orientierten sich zunächst am Bauhaus, auch bei der Ausformulierung der Lehrpläne. Die „Grundlehre“ war im ersten Studienjahr von jedem Studierenden zu absolvieren, erst dann konnte für die übrigen drei Studienjahre eine der fünf Abteilungen – Produktgestaltung, Visuelle Kommunikation, Bauen, Information und Film – gewählt werden.

Im Zentrum der Ausstellung steht das „ulmer modell“. Dieses zeichnet sich im Kern durch die enge Verbindung von Theorie und Praxis aus. Die Schule ist bis heute bekannt durch die Radio- und Phonogeräte der Firma Braun, von denen der SK 4 als „Schneewittchensarg“ Designgeschichte schrieb, oder das Erscheinungsbild der Deutschen Lufthansa. Diese Design-Klassiker sind eingebunden in eine umfassende Übersicht von Arbeiten aus der Grundlehre und den Abteilungen. Sie stammen aus dem umfangreichen Bestand des HfG-Archivs. Gemeinsam machen sie die Methodik und das Selbstverständnis der Hochschule anschaulich.

Maßgeblich für alle Abteilungen war das Denken in Systemen. Zu den bekanntesten Beispielen zählen das Möbelsystem M 125, 1957 von Hans Gugelot und das Stapelgeschirr TC 100, 1958/59, die Diplomarbeit von Hans (Nick) Roericht.

Dieses Systemdenken bestimmte auch fächerübergreifende Projekte. Ein großes Thema der 50er und 60er Jahre war der Verkehr. So wurden an der Hochschule nicht nur die Züge für die Hamburger Hochbahn entworfen, sondern ebenso Zapfsäulen, Fahrpläne, Karosserien, Straßenbeleuchtungen und Ampelanlagen. 1965 präsentierten Absolventen der HfG mit „autonova fam“ einen Vorläufer der heute so beliebten Familien-Vans.

Der Vorsitzende des Rektoratskollegiums, Tomás Maldonado, stärkte ab 1956 die Bedeutung der theoretischen Fächer. Als eine der ersten Designschulen überhaupt setzte die HfG das Fach Semiotik auf den Lehrplan, das Max Bense, einer der bedeutendsten Vertreter dieser Richtung, unterrichtete. Der Mathematiker Horst Rittel war als Dozent der Methodologie für Wissenschaftstheorie und Operationsanalyse zuständig. Der geistige Horizont und die Internationalität der Hochschule spiegelt sich in den von den Gastdozenten behandelten Themen, den Beiträgen der von der HfG herausgegebenen mehrsprachigen Zeitschrift ulm ebenso wie im vielseitigen Bestand der Bibliothek wider.

Die bis heute anhaltende Aktualität der in Ulm erarbeiteten Methodik zeigen die „modelle nach ulm“. Die Ausstellung präsentiert neue Arbeiten von Studenten, die von HfG-Absolventen unterrichtet werden. Einen Schwerpunkt bilden dabei Projekte aus dem Bereich der digitalen Medien.

Die Ausstellung „ulmer modelle – modelle nach ulm“ macht zum ersten Mal Entwurfsprozesse sichtbar: Grundlagen, Entwürfe, Modelle, Lösungen.

Ab 2005 organisiert das Institut für Auslandsbeziehungen (ifa), Stuttgart, die internationale Tournee der Ausstellung.

Es erscheint ein Begleitbuch zur Ausstellung in deutscher und englischer Sprache beim Hatje Cantz Verlag, Preis ca. 25.- €.

Als thematische Fortführung der Ausstellung verweisen wir auf die Septembertagung des IFG Ulm: Positionierung. Design und Architektur, von der Ausbildung zum Beruf? (19.-21. September 2003) Informationen unter: www.ifg-ulm.de

Ausstellungsort:
Stadthaus Ulm
Münsterplatz 50
89073 Ulm
Tel. 0731 / 161 77 00
Fax 0731 / 161 77 01
stadthaus@ulm.de